Teilrahmenplan Evangelische Religion – Grundschule RLP

https://grundschule.bildung-rp.de/rechts-grundlagen/rahmenplan/teilrahmenplan-evangelische-religion.html

2010 September

RAHMENPLAN GRUNDSCHULE

Teilrahmenplan Evangelische Religion

September 2010

Information

Weiterentwicklung

Der vorliegende Teilrahmenplan Evangelische Religion tritt zum 01. August 2011 in Kraft. Damit verliert der bisherige Lehrplan seine Gültigkeit.

Impressum:

Herausgegeben vom

Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur Mittlere Bleiche 61

55116 Mainz

Weitere Informationen zum Rahmenplan Grundschule: www.grundschule.bildung-rp.de

Redaktion:

Hans-Josef Dormann (verantw.) Erscheinungstermin: September 2010

Autorinnen und Autoren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: letzte Seite

Herstellung:      MF Druckservice

Talberg 1

67271 Neuleiningen www.mf-druckservice.com

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Eltern,

die in ständiger Veränderung stehenden Lebensverhältnisse unserer pluralen Gesellschaft stellen auch unsere Grundschulkinder vor besondere Herausforderungen auf ihrem Weg in die Lebenswelt der Erwachsenen. Mehr denn je sind sie dabei auf Orientierungshilfen und vor allem auch auf gute Vorbilder angewiesen. Aus dieser Sicht heraus stellen sich dem Evangelischen Religionsunterricht über die religiöse

Bildung hinausgehende Aufgaben. Jede Religionsstunde kann deshalb Kindern auch eine Hilfe in ihrer Persönlichkeitsentwicklung sein. Der christlich ausgerichtete Bildungs- und Erziehungsauftrag schließt neben seinen religiösen Zielstellungen auch gesellschaftliche und gemeinschaftsbezogene Aufgaben mit ein.

Der neue Teilrahmenplan Evangelische Religion ermutigt die Kinder, eigene Sichtweisen gegenüber Gut und Böse, Recht und Unrecht   zu entwickeln. Auf Basis ihres Glaubens können sie sich für ein Leben in Freiheit und christlich-sozialer Verantwortung entscheiden und solidarisches Handeln auch in kindliche Lebenswelten übertragen.

Die Lehrkräfte spornt dieser Teilrahmenplan an, unterschiedliche familiäre, soziale, kulturelle und religiöse Erfahrungen in kindgerechtes, religiöses Unterrichtshandeln einzubeziehen.

Allen an der religiösen Bildung unserer Grundschulkinder Beteiligten wünsche ich in diesem sehr verantwortungsvollen Lernbereich und im Umsetzen des Teilrahmenplans viel Freude und Erfolg.

Anregungen zum Umsetzen des Teilrahmensplans im Religionsunterricht finden sich unter www.grundschule.bildung-rp.de.

Der für die Entwicklung des Teilrahmenplans Evangelische Religion verantwortlichen Arbeitsgruppe danke ich für das damit verbundene Engagement und die Bereitschaft, auch im religiösen Unterrichtshandeln neue Wege zu konzipieren.

Doris Ahnen

Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur

TEILRAHMENPLAN EVANGELISCHE RELIGION

Vorwort …………………………………………………………………………………………                                                                                                  3

Inhaltsverzeichnis…………………………………………………………………………..                                                                                                  4

Vorbemerkungen……………………………………………………………………………                                                                                                  5

1. Leistungsprofil Evangelische Religion …………………………………………                                                                                                  7

2. Wissens- und Kompetenzentwicklung …………………………………………                                                                                                  8

Allgemeine Kompetenzen …………………………………………………………..                                                    8

Religionsspezifische Kompetenzen ……………………………………………..                                                                  9

Gegenstandsbereiche………………………………………………………… 12

Vorbemerkungen

Der Evangelische Religionsunterricht in der Grundschule fördert die religiöse Grundbildung des Kindes und leistet damit einen eigenständigen Beitrag zum allgemeinen Bildungs- und Erziehungsauftrag der Grundschule. Er ist nach Art. 7 Abs. 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und nach Art. 34 der Verfassung des Landes Rheinland-Pfalz ordentliches Lehrfach, das von Staat und Kirche gemeinsam verantwortet wird.

Grundlagen des Evangelischen Religionsunterrichts

  1. Der Evangelische Religionsunterricht hilft den Schülerinnen und Schülern, sich in unserer Kultur zu orientieren. Er öffnet den Blick für die christliche Prägung unserer Zivilisation, indem er grundlegende Kenntnisse über die christlich-jüdische Tradition vermittelt.
  • Der Evangelische Religionsunterricht fördert die Orientierungsfähigkeit der Kinder in einer Welt zunehmender religiöser und weltanschaulicher Pluralität. Er entwickelt auf dem Boden des biblisch-christlichen Menschenbildes Kriterien zur Beurteilung unterschiedlicher Deutungsangebote und setzt Maßstäbe für gelingendes Leben.
  • Der Evangelische Religionsunterricht leistet einen Beitrag zur Werteerziehung in der Schule, indem er auf die religiösen Wurzeln von Werten wie Solidarität, Gerechtigkeit, Freiheit, Toleranz, Verantwortung und Menschenwürde verweist. Er bringt die biblischen Begründungen allgemein anerkannter Werte zur Geltung. Darüber hinaus kommen die Provokationen aus dem Liebesgebot Jesu und in der Bergpredigt in kindgerechter Weise ins Gespräch.
  • Der Evangelische Religionsunterricht erzieht zu Offenheit und respektvollem Umgang mit anderen kulturellen und religiösen Lebensentwürfen und Lebenswelten. Er informiert auf grundschulgemäße Weise über andere Religionen und initiiert das Gespräch zwischen den Kulturen. Er ist offen für Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher religiöser und weltanschaulicher Herkunft. Der evangelische Religionsunterricht versteht sich als ökumenisch offen, sucht nach

Möglichkeiten der konfessionellen Kooperation mit dem katholischen Religionsunterricht. Gleichzeitig beheimatet er die evangelischen Kinder in der spezifisch protestantischen Prägung des Christentums.*

  • Der evangelische Religionsunterricht trägt zu einer ganzheitlichen Bildung der Persönlichkeit des Kindes bei. Ohne die Beachtung und Förderung der religiösen Dimension ist die Persönlichkeit des Menschen unvollständig. Der Religionsunterricht gibt den Kindern Raum, religiöse Erfahrungen zu machen und über Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach Gott, nach der Endlichkeit des Daseins, nach Glück und Leid nachzudenken. Er stellt sprachlich verdichtete Erfahrungen und Antwortversuche aus der biblisch – christlichen Tradition zur Diskussion.

Gesellschaftliche Kontexte

Die Einflüsse traditioneller Kirchlichkeit in Gesellschaft und Familie nehmen ab. Manche Kinder sind religiös kaum noch sozialisiert. In einer weitgehend säkularisierten Welt nehmen sie zwar religiöse Rudimente wahr, brauchen aber die Hilfe des Religionsunterrichts zur Klärung und Einordnung dieser Phänomene.

In dieser Situation will der Evangelische Religionsunterricht nicht nur über den christlichen Glauben informieren. Er will die Kinder darüber hinaus mit Formen gelebten Glaubens in Berührung bringen und sie einladen zum Mitgestalten von Gebeten und Ritualen und zum Mitfeiern von Festen, Andachten und Schulgottesdiensten.

Angesichts der von wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen verursachten Verunsicherungen, die bis in das Lebensfeld der Kinder einwirken, will der Evangelische Religionsunterricht die Schülerinnen und Schüler dazu ermutigen, sich als wertvolle, von Gott geliebte und mit spezifischen Gaben versehene Geschöpfe zu verstehen und entsprechend zu handeln. Der Religionsunterricht will deutlich machen, dass es sich lohnt, sich für eine lebenswerte Zukunft einzusetzen, in der Menschen in Solidarität, Gerechtigkeit und Frieden miteinander leben.

  • 1. vgl. EKD-Denkschrift „Identität und Verständigung“, 1994.

1.                 Leistungsprofil Evangelische Religion

Das Leistungsprofil für den Evangelischen Religionsunterricht beschreibt Kenntnisse, Leistungen und Fähigkeiten, die Kinder bis zum Ende ihrer Grundschulzeit erwerben. Auf ihnen baut der Unterricht in den weiter führenden Schulen auf. Kenntnisse, Fähigkeiten und Leistungen orientieren sich an den unter 2.2 skizzierten Kompetenzen.

Schülerinnen und Schüler

  • sind in der Lage eigene Gefühle, Welt- und Gottesvorstellungen zu artikulieren,
    • kennen christliche Bilder und Symbole für Gott,
    • wissen um die existentiellen Fragen der Menschen, z.B. Anfang und Ende des Lebens, Liebe, Leiden, Krankheit,
    • kennen elementare biblische Geschichten,
    • kennen eine Auswahl von Gebeten, Psalmen und Kirchenliedern und gebrauchen sie in Gottesdiensten und Feiern,
    • benennen wichtige Stationen aus dem Leben Jesu,
    • geben Auskunft über Jesu Botschaft von Gott,
    • wissen       um      christliche      Auferstehungshoffnung      und       kennen erste Deutungsmöglichkeiten,
    • verfügen über Grundkenntnisse von Entstehung und Aufbau der Bibel,
    • kennen die wichtigsten Feste und Zeiten im Kirchenjahr und ihre christliche Begründung,
    • geben Auskunft über die Bedeutung der Taufe,
    • kennen Unterschiede zwischen der evangelischen und katholischen Konfession,
    • kennen Martin Luther und seine Bedeutung für die Kirche,
    • kennen das Judentum als Religion Jesu und als lebendige Religion heute,
    • verfügen über Grundkenntnisse des Islam und anderer Religionsgemeinschaften,
    • begegnen Menschen anderer Weltanschauungen, Konfessionen und Religionen mit Respekt,
    • kennen die Kirchen in ihrem Lebensraum und geben Auskunft über Personen und Aufgaben in der Kirchengemeinde,
    • wissen Bescheid über die elementaren christlichen Regeln und Maßstäbe für das menschliche Zusammenleben
    • erzählen biblische Gesichten nach

–    …

2.                 Wissens- und Kompetenzentwicklung

  • Allgemeine Kompetenzen

Im Religionsunterricht werden allgemeine Kompetenzen wie in allen anderen Lernbereichen entwickelt, gefördert und ausgebildet. Diese Kompetenzen realisieren sich in folgenden Handlungen:

·        wahrnehmen und beschreiben

z. B. sich selbst, den anderen und die Welt bewusst wahrnehmen und beschreiben

·         deuten und verstehen

z. B. biblische Texte mit dem eigenen Leben in Verbindung bringen

·        gestalten und handeln

z. B. bei der Gestaltung von religiösen Festen und Feiern mitwirken

·        kommunizieren und beurteilen

z. B. Eigenes und Fremdes im Gespräch unterscheiden und bewerten

·        teilhaben und entscheiden

z. B. im Erkennen lebensfördernder und lebensfeindlicher Ansprüche und darauf basierende Lebensentwürfe

2.2           Religionsspezifische Kompetenzen

Der Begriff „Kompetenz“ zielt auf instrumentell-technische Fähigkeiten und Fertigkeiten. Im Hinblick auf Religion und Glauben von „Kompetenzen“ zu reden, ist sicherlich nicht ganz unproblematisch. Vieles, was im Evangelischen Religionsunterricht geschieht, lässt sich nicht in der Form von Kompetenzen beschreiben. Auf die Fragen nach dem Sinn und der Endlichkeit unseres Daseins finden wir keine einfachen und eindeutigen Antworten: Sie begleiten uns unser Leben lang und werden in verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich beantwortet. Der Glaube ist letztlich unverfügbar und manche Erfahrung, die Kinder im Religionsunterricht machen, sind ein „Geschenk“. Der Religionsunterricht intendiert deshalb mehr als die Entwicklung von „Kompetenzen“.

Dieses im Blick behaltend, erlaubt die Orientierung an Kompetenzen, den Evangelischen Religionsunterricht neu und anders zu denken und zu planen: nicht von Inhalten her, sondern ausgehend von dem Wissen, den Fähigkeiten, den Einstellungen und Haltungen, über die Schülerinnen und Schüler am Ende des 4. Schuljahres verfügen. Diese Perspektive sichert den „ roten Faden“ durch die vier Schuljahre und macht den Religionsunterricht auf allen Ebenen der Planung und Durchführung transparent.

Die im Folgenden beschriebenen sechs Kompetenzen bestimmen das Unterrichtshandeln. Sie sind der „rote Faden“ durch die vier Grundschuljahre. Sie geben vor, was die Schülerinnen und Schüler am Ende des 4. Schuljahres im Religionsunterricht an Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Haltungen erworben haben.

Ø  Das eigene Selbst- und Weltverständnis wahrnehmen, vielgestaltig zum Ausdruck bringen und an biblischen Texten spiegeln

Intention für den Unterricht

Die Schülerinnen und Schüler artikulieren existentielle Bedürfnisse und Gefühle, Freude und Leid. Sie nehmen bei sich selbst Stärken und Schwächen wahr. Sie lernen, sich selbst anzunehmen und anderen Menschen mit Anerkennung zu begegnen. Sie erhalten

Raum und Zeit, um über die Widerfahrnisse in ihrem Leben und in der Welt z. B. über Trennung, Lebensfreude, Glück, Abschied, Tod, Katastrophen, nachzudenken. Der Religionsunterricht bietet Deutungsversuche aus der biblisch-christlichen Tradition an. Die Kinder entdecken, dass in biblischen Geschichten Erfahrungen mit Gott zum Ausdruck kommen, die Menschen in bestimmten Lebenszusammenhängen artikuliert haben. Sie finden in ihrer konkreten Lebenssituation eigene Zugänge zu diesen Geschichten.

Ø  Grundformen religiöser Sprache in biblischen Geschichten, Psalmen, Symbolen, Gebeten, Gebärden unterscheiden, deuten und gestalten

Intention für den Unterricht

Mit Hilfe von kreativen nonverbalen und sprachlichen Ausdrucksformen erschließen sich Schülerinnen und Schüler biblische Geschichten und Psalmen. Die eigenen Erfahrungen ermöglichen dabei persönliche Zugänge. Unverzichtbare Hilfe ist der Umgang mit Symbolen und ihre Erschließung. Gebete und Gebärden werden als mögliche Ausdrucksformen erprobt.

Ø  Zentrale Motive des christlichen Glaubens und exemplarische Gestalten der Christentumsgeschichte beschreiben und über deren Bedeutung Auskunft geben

Intention für den Unterricht

Der Evangelische Religionsunterricht in der Grundschule führt die Kinder an Grundaussagen des christlichen Glaubens heran. Dies geschieht in der Auseinandersetzung mit ausgewählten biblischen Geschichten und exemplarischen Persönlichkeiten der Christentumsgeschichte. An den Biographien dieser Personen nehmen die Schülerinnen und Schüler auch Spannungen und Brüche im Lebenslauf eines Menschen wahr und entdecken, zu welchen Entscheidungen und Konsequenzen ein Leben mit Gott Menschen führt. Das sind erste Schritte auf dem Weg, sich das

Selbstverständnis des christlichen Glaubens, insbesondere in seiner evangelischen Ausprägung, zu erschließen.

Ø  Unterschiedliche Ausdrucksformen des Glaubens wie Feste, Feiern oder Rituale beschreiben und mit vollziehen

Intention für den Unterricht

Da die religiöse Praxis und Sozialisation in den Familien immer mehr zurückgeht, gibt der Religionsunterricht den Kindern Gelegenheit, vielfältige religiöse Ausdrucksformen zu erleben. Sie lassen sich ein auf Gebete, Rituale, Lieder und Tänze. Sie gestalten im schulischen Kontext Feiern und Feste. Dabei finden die Schülerinnen und Schüler eigene Formen religiöser Praxis, entwickeln sie weiter und reflektieren Wirkungen eigener Handlungen.

Ø  Andere religiöse Lebenswelten wahrnehmen und mit Angehörigen fremder Religionen respektvoll kommunizieren

Intention für den Unterricht

Die Kinder nehmen verschiedene religiöse Weltdeutungen in ihrem Umfeld wahr. Sie nennen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Glaubenspraxis. Sie reflektieren ihre eigene konfessionelle Zugehörigkeit in der Auseinandersetzung mit Glauben und Leben anderer. Sie nehmen an den Traditionen der Anderen Anteil und üben den respektvollen Umgang miteinander.

Ø  Mit Hilfe der biblischen Botschaft lebensfördernde und lebensfeindliche Ansprüche unterscheiden und eigene Wünsche und Vorhaben an ihnen messen

Intention für den Unterricht

Der Religionsunterricht eröffnet den Kindern Gespräche über Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Die Schülerinnen und Schüler nehmen Unfrieden und

Ungerechtigkeit in ihrer Lebenswelt wahr. Sie entdecken Zusammenhänge zwischen eigenen Wünschen, Ansprüchen, Lebensgewohnheiten und globalen Strukturen. Durch die Lebensordnung in der Tora und im Evangelium lernen sie Maßstäbe kennen, die Alternativen eröffnen und lebensfördernde, zukunftsträchtige Entscheidungen ermöglichen.

Detaillierte Anmerkungen, wie sich die Kompetenzen im Unterrichtshandeln konkretisieren lassen, finden Sie im Anhang (ab Seite 30).

2.3           Gegenstandsbereiche

Die allgemeinen und spezifischen Kompetenzen entwickeln sich an Inhalten in übergreifenden Gegenstandsbereichen. Der evangelische Religionsunterricht rückt diese Gegenstandsbereiche in das Zentrum des religiösen Unterrichtshandels. Es sind dies:

  • die Frage nach Gott
  • die Frage nach dem Menschen
  • die Frage nach Jesus Christus
  • die Frage nach verantwortlichem Handeln in der Welt
  • die Frage nach der Kirche und Ausdrucksformen des Glaubens
  • die Frage nach den Religionen
  • die Frage nach der Bibel

3.                 Didaktisch-methodische Leitvorstellungen

3.1

Der evangelische Religionsunterricht nimmt die Schülerinnen und Schüler als Subjekte ihres religiösen Lernens ernst. Er sieht sie als vollkommene Menschen, die uneingeschränkt an der Gottesherrschaft teilhaben (Markus 10, 13-17). Kinder im

Grundschulalter ordnen und deuten ihre Erfahrungen und Wahrnehmungen, sie machen sich ein Bild von ihrer Welt. Sie fragen nach dem Ursprung und Ende des Lebens, nach ihrem Platz in der Welt, nach dem Sinn des Leidens, nach der Quelle des Glücks und nach Gott. Das ist ihre besondere Art, Theologie zu betreiben. Darum knüpft der Religionsunterricht an und hilft den Kindern, ihre eigenständigen Konstruktionen ihres Selbst-, Welt- und Gottesbildes weiter zu entwickeln. Dabei berücksichtigt er auch, dass Mädchen und Jungen aufgrund gesellschaftlicher Rollenbilder und familialer Sozialisation zu unterschiedlichen Weltdeutungen und gedanklichen Konstruktionen gelangen.

3. 2

Der evangelische Religionsunterricht ist ein dialogischer und kommunikativer Unterricht. Er hält die kindliche Neugier und die Haltung des Fragens und Staunens aufrecht und fördert sie. Zentrales Anliegen des evangelischen Religionsunterrichts ist es, die lebensweltlichen Erfahrungen und Deutungsversuche der Kinder in eine sich gegenseitig befragende und bereichernde Beziehung zu biblischen Geschichten und jüdisch-christlichen Traditionen zu setzen. Diese werden nicht als Bestandteile eines dogmatischen Kanons „gelehrt“, sondern als Angebote der Sinnerschließung und Lebensorientierung ins Gespräch gebracht. Im Religionsunterricht wird es darum immer um exemplarische, auf die jeweilige Situation der konkreten Lerngruppe bezogene Behandlung von Themen aus der jüdisch-christlichen Tradition gehen.

Ein dialogischer Religionsunterricht ermöglicht auch die Begegnung mit anderen Religionen und Weltanschauungen. Ziel dieser Begegnung ist die Herausbildung einer von Toleranz und Akzeptanz geprägten Grundhaltung bei den Kindern. Dies ist allerdings nur auf dem Boden einer sich seiner eigenen religiösen und kulturellen Wurzeln versichernden Identitätssuche im Unterricht möglich.

3.3

Der Evangelische Religionsunterricht lebt von der personalen Begegnung. Die Lehrkraft lässt die Schülerinnen und Schüler ein Stück weit an ihrem eigenen Leben, ihrem eigenen Glauben, aber auch ihren Fragen und Zweifeln teilhaben und ermutigt sie so, sich auch selbst mit ihren Gefühlen und Gedanken in den Unterricht einzubringen.

Sie legt den Schülerinnen und Schülern keine fertigen, unumstößlichen und unhinterfragbaren Antworten vor. Stattdessen begibt sie sich mit ihnen auf die gemeinsame Suche.

Der evangelische Religionsunterricht ermöglicht auch die persönliche Begegnung mit Menschen aus Kirchengemeinden und anderen Glaubensgemeinschaften. Im Gespräch mit außerschulischen Partnern erhalten die Kinder authentische Einblicke in das religiöse Leben ihrer Konfession sowie anderer Konfessionen und Religionen. In diesen, den Religionsunterricht begleitenden Erwachsenen, besonders in der Religionslehrerin oder dem Religionslehrer finden die Kinder Vorbilder des Glaubens und Modelle einer religiösen Lebenspraxis. Dies ist für ihre eigene religiöse Entwicklung in einer zunehmend entkirchlichten Umwelt von großer Bedeutung.

3. 4

Der evangelische Religionsunterricht spricht die Schülerinnen und Schüler ganzheitlich an. Er weckt und nutzt die unterschiedlichen Lernwege und Lernkanäle. In anregungsreichen Lernarrangements eröffnet er den Kindern differenzierend und individualisierend vielfältige Lernchancen zum entdeckenden, forschenden, reflektierenden und kreativen Lernen. Er stiftet Gemeinschaft und ermöglicht Kommunikation im verbindenden Unterrichtsgespräch.

Neben dem Erzählen biblischer und nichtbiblischer Geschichten spielen im Religionsunterricht vor allem das Gestalten und Erleben von Festen, Feiern und Ritualen, meditative Lernformen, Singen und Musizieren, Spielen, sich bewegen und Tanzen, kreatives Schreiben und bildnerisches Gestalten eine wichtige Rolle. Dabei sucht der evangelische Religionsunterricht vor allem nach Formen „ausprobierenden“, experimentellen Lernens, in denen die Kinder nicht nur etwas über Religion lernen, sondern Religion von innen erleben und Ausdrucksformen von Glauben probeweise praktizieren.

3.5

Der evangelische Religionsunterricht eröffnet den Schülerinnen und Schülern vielfältige Möglichkeiten zur Partizipation. Er beteiligt die Kinder aktiv an der Unterrichtsgestaltung. In der Schulgemeinschaft wirken sie an der Vorbereitung und

Durchführung von Festen, Feiern und Schulgottesdiensten mit. Sie werden im Religionsunterricht zu gesellschaftlichen Handlungen angeleitet und motiviert, sich verantwortungsvoll einzusetzen für die Belange anderer, für Solidarität, Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. Wichtig ist dabei, dass die Kinder im Religionsunterricht lernen, die Perspektiven anderer zu übernehmen und dies in ihre Handlungskompetenzen einzubeziehen. Damit übernimmt der Religionsunterricht eine integrierende Funktion.

3.6

Der evangelische Religionsunterricht gibt den Kindern Zeit. Er sucht nach Möglichkeiten „entschleunigten“ Lernens, indem er Zeit und Raum zum Entdecken, zum Kommunizieren, zum Wiederholen, zum Verweilen zur Verfügung stellt. Dies geschieht im Wissen, dass nachhaltiges Lernen Zeit braucht und dass individuelle Lernprozesse in individuellen Zeitrahmen verlaufen.

3.7

Der evangelische Religionsunterricht fördert die Sprachfähigkeit der Kinder und ihr Symbolverständnis. Die Symbolsprache ist vorrangige Sprachform des Glaubens. Kompetenzerwerb im Umgang mit Symbolen ist Anliegen des Religionsunterrichts. Er entwickelt sich an Bibeltexten, in Gebeten, Liedern und Bekenntnissen. Für die Schülerinnen und Schüler ist der Umgang mit gegenständlichen Symbolen besonders hilfreich. Ebenso wichtig sind nonverbale Ausdrucksmöglichkeiten wie Gesten, Gebärden und sichtbare Emotionen. Sie bringen Erfahrungen zur Sprache, die bewegen, erschüttern oder etwas in Frage stellen.

4.    Orientierungsrahmen

Die sieben Gegenstandsbereiche des Orientierungsrahmens geben eine theologische Grundstruktur wieder. Die zugehörigen Inhalte bieten sich in besonderer Weise an, die sechs Kompetenzen zu fördern und weiter zu entwickeln, denn Kompetenzen werden an Inhalten erworben. Der Orientierungsrahmen ist Grundlage für das religionspädagogische Handeln der Lehrkräfte. Er bietet Freiräume zur Erweiterung, zur individuellen Gestaltung und Schwerpunktsetzung, die sich in den schuleigenen Arbeitsplänen konkretisieren und im Unterrichtshandeln umsetzen.

Die Themen und Inhalte werden entsprechend der jeweiligen Unterrichtssituation mit den angestrebten Kompetenzen verknüpft. Dabei versteht sich der Orientierungsrahmen weder als geschlossenes System noch als beliebiges Menü.

Grundsätzlich schließen die dem Orientierungsrahmen beigefügten Anregungen im Sinne der Kompetenzorientierung alle Klassenstufen der Grundschule ein. Auf einzelne Klassenstufen bezogene Angaben weisen darauf hin, dass in diesen Klassenstufen besonders nachhaltige Kompetenzentwicklungsprozesse zu erwarten sind.

Die Frage nach Gott

InhalteAnregungen
  Eigene Gottesvorstellungen der Kinder  Theologisieren mit Kindern Gottesnähe und Gottesferne erfahren.sich Gott vorstellen, an Gott glauben, an Gott zweifeln, … –
  Gotteserfahrungen in biblischen 
Geschichten 
GottvertrauenJosef, Gen 37-50, in Auswahl [1/2] Abraham, Gen 12-25, in Auswahl [3/4]
 
Unterwegs mit GottJakob, Gen 25-35, in Auswahl [1/2] Abraham und Sara, Hagar und Ismael,
 Gern 12-25, in Auswahl [3/4]
 Jona [3/4]
 
Gottes Liebe und ZuwendungJesus erzählt von Gott …
Gott als BefreierMose und Mirjam – Auszug aus Ägypten, Ex 1-32, in Auswahl [3/4]
 
Gott als SchöpferBiblische Schöpfungstexte Gen 1 u. 2, Ps 104, Ps 8
 
  Mit Gott sprechen  Freie Gebete formulieren Psalmworte in Auswahl Beten: Danken, Loben, Bitten, Klagen mit Liedern beten tanzend beten …
  Biblische Bilder und Symbole für Gott  Gott als Fels, Ps 18 Gott als Burg, Ps 31 Gott wie ein barmherziger Vater, Lk 6, 36 Gott wie eine tröstende Mutter, Jes 66, 13 Gott wie ein guter Hirte, Jes 40, 11, Joh 10, 11. 14

Die Frage nach dem Menschen

InhalteAnregungen
  Menschliche Grunderfahrungen im 
Angesicht Gottes 
Gefühle wie Freude, Leid, Angst,Erzählzyklus Josef [1/2]
Geborgenheit, Trauer, WutErzählzyklus Jakob und Esau [1/2]
 In Psalmworten Ausdrucksmöglichkeiten
 finden, Ps 22, Ps 8, Ps 139 [3/4]
 
Gemeinschaft und IndividualitätFreundschaft
 Streitschlichtung
 Regeln
 
Von Gott angenommene GeschöpfeKindersegnung, Mk 10, 13-16 [1/2]
 Taufe, Mk 1, 3-11
 Zachäus, Lk 19, 1-10
 Bartimäus, Mk. 10, 46-52
 Menschen mit Beeinträchtigungen [3/4]
 
VertrauenserfahrungenSturmstillung, Mk 1, 3-11,Ps 23 [3/4]
 
VergebungVom barmherzigen Vater, Lk 15, 11-32
 [1/2]
 Das Vaterunser, Mt 6, 9-13 [3/4]
 
Die Endlichkeit des DaseinsTod
 Trauer
 Abschied nehmen
 Trennung
 Friedhof als außerschulischer Lernort
 

Die Frage nach Jesus Christus

InhalteAnregungen
  Jesus ist Mensch seiner Zeit  Leben zur Zeit Jesu
 Jesus als Jude [3/4]
 
Jesus zeigt, wie Gott istGleichnisse
 – Vom verlorenen Schaf Lk 15, 1-7
 – Vom Senfkorn, Mk 4, 30-32
 [1/2]
 – Vom barmherzigen Vater [3/4]
 Lk 15,11-32
 Seligpreisungen Mt 5, 1-12; Lk 6, 20-26
 [3/4]
 Speisung der Fünftausend,
 Mk 6 30-44
 
Jesus wendet sich Außenseitern zuBegegnungsgeschichten
 – Jesus und die Kinder, Mk 10, 13-16
 – Zachäus, Lk 19, 1-10
 – Die Frau am Brunnen, Joh 4, 1-10
 
 Heilungsgeschichten
 – Bartimäus, Mk 10, 46-52
 – Die zehn Aussätzigen, Lk 17, 11-19
 Heilung des Gelähmten, Mk 2, 1-12
 
Jesus stellt Regeln infrage und 
ermutigt zu widerstehen– Ähren raufen am Sabbat, Lk 6, 1-5
 – Tempelreinigung, Mk 11, 15-19
 
 [3/4]
Jesus stirbt und gibt seinen Anhängern 
neue HoffnungPassionsgeschichten in Auswahl
 – Jesu Einzug in Jerusalem,
 Mk 11,1-11
 – Abendmahl und Gethsemane, Mk 14
 – Verurteilung und Kreuzigung,
 Mk 15
 – Die Frauen am Grab, Mk 16, 1-8
 – Die Emausjünger, Lk 24, 3-35
Menschen folgen Jesus nach – bis heute 
 Berufung der ersten Jünger,
 Mk 1, 16-20 [3/4]
 Sankt Martin,
 Nikolaus
 [1/2]
 Elisabeth von Thüringen
 Dietrich Bonhoeffer
 Martin Luther King
 Albert Schweitzer
 [3/4]
 Beispiele aus Region und Gegenwart
 

Die Frage nach verantwortlichem Handeln in der Welt

InhalteAnregungen
  Nächstenliebe als Auftrag der Christen  Das Gleichnis vom barmherzigen
 Samariter, Lk 10, 25-37 [1/2]
 10 Gebote, Ex 20, 1-17 par [3/4]
 
Leben in einer WeltTiere als Mitgeschöpfe [3/4]
 Wasser als kostbares Gut [1/2]
Lebenswelten von KindernGottes Bund mit Noah, Gen 6-9, in
 Auswahl, insbes. Gen 8,22; Gen 9,12-17
 [3/4]
Achtsamer Umgang mit den Gütern derGottes Auftrag an den Menschen,
SchöpfungGen 1,26-30; Gen 2, 15; Ps 8
 Nachhaltigkeit [3/4]
 
Ungerechtigkeiten bei uns und anderswoPartnerschaften
und LösungsmöglichkeitenMaterialien von Brot für die Welt
 Weltgebetstag [3/4]
 Armut: Das Erlassjahr, Dtn 15,1-11
 Speisung der Fünftausend,
 Mk 6 30-44 [3/4]
 
Möglichkeiten des friedvollen UmgangsFranz von Assisi [1/2]
miteinanderBergpredigt, Mt 5-7 [3/4]
 Aggression und Konflikte [1/2]
 Deeskalation und Gewaltverzicht [3/4]
 

Die Frage nach der Kirche und Ausdrucksformen des Glaubens

InhalteAnregungen
  Kirchenräume  Kirche als außerschulischer Lernort
 Kirchraumpädagogik
 
Kirchliche Feste im JahreslaufAdvent und Weihnachten
 Passion und Ostern
 
 [1/4]
 Himmelfahrt und Pfingsten
 Erntedank
 
 [3/4]
Die eigene Konfession 
 Die Kirchengemeinde vor Ort
 Martin Luther und die Reformation
 Evangelisch-katholisch
 
 [1/4]
Grundformen religiöser Praxis im 
ChristentumLieder
 Gebete
 Segensformen
 Schulgottesdienste
 Rituale
 Meditation
 

Die Frage nach den Religionen

InhalteAnregungen
  Begegnungen mit anderen  Respekt
 Toleranz
 Ablehnung
 Vorurteil
 
Das Judentum als lebendige ReligionFeste
und Wurzel des ChristentumsGebete
 Synagoge
 [1/2]
 Fastenzeiten
 Speisegebote
 Thora und 10 Gebote
 Spurensuche: Leben nach der Schoa
 
 [3/4]
Der Islam, die Religion der MuslimeFeste
 Moschee
 [1/2]
 Fastenzeiten
 Speisegebote
 Koran
 Gebete
 
 [3/4]
Menschen mit anderen ÜberzeugungenKinder anderer Religionen in Schule und
 Nachbarschaft
 Menschen ohne Religionszugehörigkeit
 je nach Situation vor Ort,
 Freikirchen, Zeugen Jehovas,
 
 [3/4]

Die Frage nach der Bibel

InhalteAnregungen
  Die Entstehung der Bibel  Die Bibel als Bibliothek
 Schriftrollen
 Qumran
 
 [3/4]
Das Land der BibelLandschaft Palästinas
 Lebensbedingungen
 Menschen und Gruppen in AT und NT
 
 [3/4]
Umgang mit der BibelKreative Auseinandersetzung mit der Bibel
 die Bibel in der Familie, im Gottesdienst
 und im öffentlichem Leben
 die Bibel in vielen Sprachen
 Verschiedene Arten von Bibeln
 
  • Feststellen des Lernerfolges

Die Heterogenität von Lerngruppen erfordert integrierendes und differenzierendes Unterrichtshandeln.

Leistungsfeststellung, Leistungsbewertung und Leistungsdokumentation orientieren sich am unterschiedlichen Lern-, Leistungs- und Arbeitsverhalten der Kinder und an deren Kompetenzentwicklung. Sie beziehen sich sowohl auf Prozesse als auch Produkte religiösen Lernens.

Im Sinne eigenverantwortlichen Lernens sind die Schülerinnen und Schüler in die Bewertung ihrer eigenen Arbeit einzubeziehen. Zur Dokumentation der Lern- und Leistungsentwicklung bieten sich im evangelischen Religionsunterricht unterschiedliche Möglichkeiten an.

Die verschiedenen Funktionen und Formen der Leistungsermittlung erfordern auch Variationen in der Leistungsdokumentation, wie

  • Sammelmappen
    • Portfolios
    • Visualisierungsvarianten
    • Texte
    • Recherchen
    • Gestaltung von Ritualen, Festen, Feierlichkeiten
    • Lerntagebücher

–    ….

6.                 Qualitätsindikatoren

Ein gelingender Religionsunterricht schafft die Voraussetzungen, dass Kinder sich in ihrer jeweiligen Lebenssituation angesprochen, verstanden und abgeholt fühlen. Dies setzt voraus, dass sie sich mit ihren Stärken und Schwächen akzeptiert wissen, angstfrei fragen und ihre Meinung äußern können. Die Qualitätsindikatoren formulieren im Einzelnen, worauf ein gelungener Religionsunterricht angewiesen ist.

Schülerinnen und Schüler

  • kennen biblische Geschichten und finden sich mit ihren eigenen Lebenserfahrungen darin wieder,
  • sind offen für die Entdeckung religiöser Phänomene in ihrer Lebenswirklichkeit,
  • wissen, dass es auf manche Fragen keine endgültige Antwort gibt,
  • erkunden außerschulische Lernorte,
  • recherchieren selbstständig und stellen Informationen angemessen dar,
  • erproben Rituale, mit denen Christen dem Glauben Ausdruck geben,
  • beteiligen sich unbeschadet ihrer religiösen und weltanschaulichen Herkunft offen am Unterrichtsprozess,
  • beteiligen sich an der Gestaltung von Festen und Gottesdiensten,
  • respektieren die Meinungen anderer,
  • helfen einander.

Lehrerinnen und Lehrer

  • verfügen über theologische und didaktische Kompetenzen,
  • planen Unterricht fach- und zielgerichtet,
  • stoßen religiöse Lernprozesse an, indem sie Kinderfragen aufgreifen und ihnen Raum geben,
  • sind darin geübt, theologisch differenziert zu argumentieren,
  • reflektieren und gestalten ihre Rolle als Religionslehrer/in in Relation zur eigenen persönlichen und beruflichen Biografie und der eigenen religiösen Herkunft,
  • geben ihr Glaubensverständnis in einer Weise zu erkennen, die Kinder nicht einengt, sondern sie vielmehr ermutigt, selbstständig nach dem Glauben zu suchen,
  • sind glaubwürdig, indem sie zeigen, dass sie nicht auf alles eine fertige Antwort wissen, sondern in Fragen des Glaubens selbst Fragende und nach Antwort Suchende sind,
  • bemühen sich um eine kommunikative und dialogische Struktur des Unterrichts,
  • reflektieren die Individualität der Kinder,
  • würdigen individuelle Entwicklungsprozesse und geben in geeigneter Form Rückmeldungen,
  • nutzen Gesprächs- und Fortbildungsangebote,
  • suchen die Kooperation mit Eltern,
    • fördern die Kooperation mit außerschulischen Partnern,
    • verantworten eine positive, leistungsfördernde und schüleraktive Lernatmosphäre,
    • streben eine handlungs- und erfahrungsorientierte Beteiligung der Kinder an,
    • verfügen über Formen der Lern- und Leistungsfeststellung und Leistungsdokumentation.

7.                 Biblische Texte

Die nachfolgend aufgeführten biblischen Texte eignen sich insbesondere zur Umsetzung der Vorgaben des Rahmenplanes. Sie sind bis zum Ende der Grundschulzeit verpflichtend in den Religionsunterricht einzubeziehen.

Aus dem Alten Testament:
JosefGen 37-50
AbrahamGen 12-25
Jakob und EsauGen 25-35
Mose und Mirjam – ExodusEx 1-32
Die zehn GeboteEx 20, 1-17 par
Biblische SchöpfungsgeschichtenGen 1-2
SchöpfungspsalmPs 104
Gottes Bund mit NoahGen 6-9
Der Herr ist mein HirtePs 23
Aus dem Neuen Testament:
Jesusbegegnungen
Jesu Taufe durch Johannes den TäuferMk 1, 3-11
Die Berufung der ersten JüngerMk 1, 16-20
Die KindersegnungMk 10, 13-16 par
ZachäusLk 19, 1-10
BartimäusMk 10, 46-52
Die Heilung des GelähmtenMk 2, 1-12
Die Speisung der FünftausendMk 6, 30-44
Jesus stillt den SturmMk 4, 35-41

Rahmenp l an G r und schu le

Gleichnisse
Vom verlorenen SchafLk 15, 1-7
Vom verlorenen SohnLk 15, 11-32
Vom SenfkornMk 4, 30-32
Der barmherzige SamariterLk 10, 25-37
Aus der Bergpredigt
Die SeligpreisungenMt 5, 1-10
Vom Vergelten und der FeindesliebeMt 5, 38-45
Das VaterunserMt 6, 9-13
Stationen der Passionsgeschichte
Jesu Einzug in JerusalemMk 11, 1-11
Die TempelreinigungMk 11, 15-19
Abendmahl, GethsemaneMk 14
Verurteilung und KreuzigungMk 15
Ostergeschichten
Jesu Auferstehung – Die Frauen am GrabMk 16, 1-8
Die EmmausjüngerLk 24, 13-35
PfingstenApg 2,1-12
WeihnachtsgeschichtenLk 2, 1-20; Mt 2, 1-12

Anhang Kompetenz 1

Das eigene Selbst- und Weltverständnis wahrnehmen, vielgestaltig zum Ausdruck bringen und an biblischen Texten spiegeln

Das Kind

  • kann eigene Gefühle wie Wut, Freude, Angst, Zuneigung bei sich wahrnehmen und verbal/nonverbal artikulieren
  • entwickelt ein Bild von sich selbst (Stärken, Schwächen, Vorlieben, Eigenschaften…) und kann sagen, was es selbst von anderen unterscheidet
  • kennt biblische Geschichten, in denen menschliche Grunderfahrungen zum Ausdruck kommen und kann sie nacherzählen
  • kann biblische Geschichten auf sein eigenes Leben und auf eigene Erfahrungen beziehen
  • kann seine eigenen Bilder und Vorstellungen von Gott wahrnehmen und anderen mitteilen
  • kennt grundlegende biblische Bilder von Gott und kann sie mit seinen eigenen Vorstellungen in Beziehung setzen
  • kann seine eigenen Vorstellungen vom Tod und dem, was danach kommt, wahrnehmen und zum Ausdruck bringen
  • kennt elementare Deutungsversuche des Todes aus der christlichen Tradition und kann sie mit seinen eigenen Vorstellungen in Beziehung setzen
  • kann Situationen benennen, in denen es selbst oder andere Menschen schuldig werden
  • kennt biblische Geschichten, die von Schuld und Vergebung handeln und kann in ihrem Licht eigene Schulderfahrungen reflektieren
  • hat Freude daran, Fragen zu stellen, nachzudenken und mit anderen zu

„philosophieren“

Kompetenz 2

Grundformen religiöser Sprache in biblischen Geschichten, Psalmen, Symbolen, Gebeten, Gebärden unterscheiden, deuten und gestalten

Das Kind

  • kann an Beispielen aus dem eigenen Erfahrungsbereich die Bildhaftigkeit von Sprache

darstellen und mit ihr umgehen (z.B. stark sein wie ein Löwe, schlau sein wie ein Fuchs)

  • hat erkannt, dass in biblischen Geschichten blind sein, gelähmt sein etc. mehr bedeutet als rein körperliche Beeinträchtigung
    • kennt elementare biblisch-christliche Symbole (z. B. Licht, Hand, Brot, Wasser, Weg, Kreuz) und kann einiges zu deren Bedeutung sagen.
    • kann biblisch-christliche Symbole auf Situationen in seinem eigenen Leben beziehen
    • kann Symbole in biblischen Geschichten wiederfinden und deuten (z. B. Brotvermehrung, Sturmstillung etc.)
    • kennt ausgewählte Psalmworte und kann sie als bildhaften Ausdruck menschlicher Grunderfahrungen deuten und sie mit eigenem Geschehen und Erfahrungen verknüpfen
    • kann Symbole und Psalmworte in unterschiedlichen kreativen Gestaltungsformen (musikalisch, darstellerisch, literarisch…) zum Ausdruck bringen.
    • kennt einfache Kindergebete und kann darüber Auskunft geben, was Christen mit dem Gebet verbinden
    • kann eigene Gebete formulieren und beteiligt sich an der Gestaltung von Ritualen, Andachten und Gottesdiensten in der Schule
    • kennt unterschiedliche Gebetshaltungen und kann sie deuten
    • kennt liturgische Handlungsformen wie Segnen, Taufen, Kreuzschlagen etc. und kann etwas über ihre Bedeutung sagen.

Kompetenz 3

Zentrale Motive des christlichen Glaubens und exemplarische Gestalten der Christentumsgeschichte beschreiben und über deren Bedeutung Auskunft geben

Das Kind

  • kennt biblische Geschichten vom Angenommensein und kann mit eigenen Worten davon reden
  • erkennt in der Person Martin Luthers einen Menschen, der sich von Gott angenommen weiß und davon Zeugnis ablegt.
  • kann sich selbst als einzigartiges, von Gott angenommenes Geschöpf verstehen und daraus Ermutigung und Stärkung für Alltagssituationen gewinnen
  • kennt Jesus als den, der Nächstenliebe vorgelebt hat, und kann davon berichten
  • kennt Personen in Vergangenheit und Gegenwart, die, von Jesus inspiriert, Nächstenliebe in ihrem Leben verwirklicht haben und kann von ihnen erzählen (

z. B. Martin von Tours, Mutter Theresa…)

  • ist in der Lage, in Alltagssituationen zu erkennen, wo Nächstenliebe gefordert ist und kann entsprechend handeln
  • kennt biblische Geschichten von Schuld und Vergebung und kann Beispiele nennen.
  • kann im eigenen Lebenskontext Situationen benennen, in denen Menschen schuldig werden und Vergebung erfahren.
  • kann Auskunft geben über die Person Martin Luthers und seine Bedeutung für die evangelische Kirche.

Kompetenz 4

Unterschiedliche Ausdrucksformen des Glaubens wie Feste, Feiern oder Rituale beschreiben und mit vollziehen

Das Kind kann

  • sich auf Rituale zu Beginn und Ende der Religionsstunde einlassen und es beteiligt sich an deren Gestaltung.
    • kennt die wichtigsten christlichen Jahresfeste und kann über Elemente des entsprechenden Brauchtums berichten
    • kennt biblische Grundlagen christlicher Jahresfeste und kann über deren Bedeutung Auskunft geben.
    • beteiligt sich aktiv an der Gestaltung von Andachten und Schulgottesdiensten im Jahreskreislauf mit Liedern, Tänzen, Spielen, eigenen Texten, Gebeten und Gebärden.
    • kennt Kirchen, kann sie als „besondere“ Orte beschreiben und sich in ihnen entsprechend verhalten.
    • kennt die Grundzüge des evangelischen Gottesdienstes und kann über dessen Ablauf Auskunft geben.

Kompetenz 5

Andere religiöse Lebenswelten wahrnehmen und mit Angehörigen fremder Religionen respektvoll kommunizieren

Das Kind

  • weiß, welcher Konfession/Religion es selbst und seine Eltern angehören und kann dies kommunizieren
  • kann reflektieren, dass es in seiner Klasse/in seinem Lebenskontext unterschiedliche Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen gibt, die sich voneinander unterscheiden und zum Teil auch widersprechen (Atheismus)
  • kennt die wichtigsten Feste und Gebräuche seiner Mitschüler/-innen und weiß sich entsprechend zu verhalten, wenn es zu einem religiösen Fest eingeladen wird
  • kennt und benennt Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der religiösen Praxis der verschiedenen Konfessionen und Religionen
  • kann mit Gleichaltrigen über die jeweilige Konfession/religiöse Zugehörigkeit angemessen sprechen.
  • kann sich angemessen in einem Gotteshaus verhalten, wenn es zu einem Besuch eingeladen wird.
  • kann mit Mitschülern/-innen anderer Konfessionen/Religionen gemeinsame Projekte planen und durchführen in gegenseitiger Achtung und Rücksichtnahme.

Kompetenz 6

Mit Hilfe der biblischen Botschaft lebensförderliche und lebensfeindliche Ansprüche unterscheiden und eigene Wünsche und Vorhaben an ihnen messen

Das Kind

  • kann die kleinen „Wunder“ unserer Schöpfungsmitwelt wahrnehmen und benennen
  • entwickelt dabei eine Haltung des Staunens, der Achtung, der Dankbarkeit der Schöpfung gegenüber
  • kann reflektieren, dass die Schöpfungsmitwelt gepflegt, bewahrt und gestaltet werden soll.
  • kennt die Schöpfungsgeschichte nach Genesis 2 und die Geschichte von Noah und kann Auskunft geben über deren Bedeutung geben
  • kann in seiner Lebenswelt Beispiele gefährdeter Schöpfung erkennen und mit anderen kleinere, heilsame Hoffnungszeichen entwickeln
  • kann in seinem Lebensumfeld (Familie, Klasse, Gemeinde) Beispiele für Frieden und Gerechtigkeit bzw. Unfrieden und Ungerechtigkeit benennen.
    • entdeckt in biblischen Texten Erfahrungen von Frieden/Unfrieden, Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit wieder und kann sie als Lebenshilfe in entsprechenden Situationen deuten
    • kann Zusammenhänge eigener Lebensgewohnheiten und globaler Strukturen entdecken (Konsumverhalten hier, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse in der sogenannten Dritten Welt, Kinderarbeit, ungerechter Welthandel)
    • kennt Beispiele von Menschen aus Gegenwart und Vergangenheit, die sich für Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt haben und kann von ihnen berichten (Martin Luther King, Mahatma Ghandi)
    • kennt biblische Traditionen, die Lebensmöglichkeiten für alle eröffnen (z.B. Dekalog, Bergpredigt…) und kann auf deren Grundlage eigene Handlungsmöglichkeiten reflektieren.
    • kann mit anderen gemeinsam Projekte mit Lebens fördernder Zielsetzung entwickeln

Beispiel eines kompetenzorientierten Arbeitsplanes für die Klassenstufe 3/4                                                                                                    Anhang

  Kompetenzen  Die Frage nach Gott  Die Frage nach dem Menschen  Die Frage nach Jesus ChristusDie Frage nach verantwortlichem Handeln in der WeltDie Frage nach der Kirche und Ausdruckformen des Glaubens  Die Frage nach den Religionen  Die Frage nach der Bibel
Das eigene Selbst- und Welt- verständnis wahrnehmen, vielgestaltig zum Ausdruck bringen und an biblischen Texten spiegeln 1 Gefühle wahrnehmen und zum Ausdruck bringen   In der Gemeinschaft den eigenen Platz finden     
Grundformen religiöser Sprache in biblischen Geschichten, Psalmen, Gebeten, Gebärden unterscheiden, deuten und gestalten 2  Mit Gott sprechen     elementare Symbole: Licht, Hand, Brot, Wasser, Weg. Kreuz  
Zentrale Motive des christlichen Glaubens und exemplarische Gestalten der Christentumsgeschichte beschreiben und über deren Bedeutung Auskunft geben.   3  Menschen folgen Jesus nach – bis heute(exemplarische Personen)   Jesus wendet sich Außenseitern zuUngerechtigkeit bei uns und anderswo entdecken und Lösungsmöglichkeiten entwickeln   Bergpredigt Deeskalation Gewaltverzicht  Martin Luther und die evangelische Kirche   Entstehung der Bibel   Land der Bibel
Unterschiedliche Ausdrucksformen des Glaubens wie Feste. Feiern oder Rituale beschreiben und mit vollziehen. 4      Kirchliche Feste im Jahreslauf  Feste anderer Religionen 
    Andere religiöse Lebenswelten wahrnehmen und Angehörigen fremder Religionen respektvoll kommunizieren 5    Sich mit der eigenen Konfession auseinandersetzen   außerschulische Lernorte: Kirche, Moschee, SynagogeIslam – die Religion der Muslime Begegnungen mit anderen erleben und damit umgehen lernen. Menschen mit anderen Überzeugungen bewusst und angemessen begegnen 
Mit Hilfe der biblischen Botschaft lebensförderliche und lebensfeindliche Ansprüche unterscheiden und eigene Wünsche und Vorhaben an ihnen messen 6    Gott als Schöpfer   Bergpredigt   Menschen folgen Jesus nach – bis heuteUngerechtigkeit bei uns und anderswo entdecken und Lösungsmöglichkeiten entwickeln; in der einen Welt leben/Nachhaltigkeit; nach Möglichkeiten des friedvollen Umgangs miteinander suchen Begegnungen mit Anderen erleben und damit umgehen lernen   Menschen mit anderen Überzeugungen bewusst und angemessen begegnen 

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Der Teilrahmenplan Evangelische Religion wurde erarbeitet von

Hans-Josef Dormann, Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur Annegret von Dahl, Studienleiterin Religionspädagogisches Amt Nassau

Dr. Rainer Möller, Evangelischer Kirchenkreis Koblenz, Schulreferat

Wolfgang Piechota, Evangelischer Kirchenkreis an Nahe und Glan, Schulreferat Anne Klaaßen, Religionspädagogisches Studienzentrum der Evangelische Kirche Hessen – Nassau

Ulrike Bauer, Religionspädagogisches Zentrum Kirchheimbolanden Birgit Marx, Studienseminar Grund- und Hauptschule, Mainz

An den vorbereitenden Arbeiten waren beteiligt:

Stephan Sauer, Grundschule Kastellaun Valesca Schmidt, Grundschule Kastellaun

Karin Schön, Grundschule Ramstein-Miesenbach Birgit Pfaff, Grundschule Ramstein-Miesenbach Monika Hader, Studienseminar Neuwied

Elke Hamm, Grundschule Kirchheimbolanden

Susanne Ewald, Grund- und Hauptschule Gau-Odernheim Frauke Eller, Grundschule Mainz-Zahlbach

Ilse Noll-Moers, Grundschule Bechtolsheim Doris Desbessel, Grundschule Nahbollenbach Ute Schierhorn, Grundschule Flammersfeld

Edeltraud Adolph, Grund- und Hauptschule Klingbachschule, Billigheim-Ingenheim Yvonne Schopp – Mülberger, Grundschule Schillerschule, Oggersheim

Anja Ernst, Grundschule am Königspfad Göllheim

Wissenschaftliche Beratung

Prof. Dr. Bernd Schröder Universität des Saarlandes Professur für Religionspädagogik Saarbrücken

Dr. Hans-Jürgen Röhrig Pädagogisch-Theologisches Institut Bonn-Bad Godesberg Bonn

Author Thi

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